Sonntag, 25. März 2012

Die kanine Distanzfunktion

Eigentlich begann alles ganz harmlos. Die Vogelkolonie diskutierte einen Artikel, der eine heroische Katzenrettung zum Inhalt hatte, und versuchte die Gründe zu erläutern, warum sich der feline Protagonist seiner Rettung (ja, wirklich Rettung) so vehement und persistent widersetzte. Trotz des konstruktiven dekonstruktivistischen Ansatzes konnte die Vogelkolonie initial keinen Lösungsansatz finden.

Die Erkenntnis brachte, wie nicht selten, die räumliche Nähe eines anderen Ereignisses. Die Codierung des Hundekots, deren quantitativ-statistische Aufgliederung durch das städtische Oberhaupt Salzburgs sicherlich kein Schaden wäre und keinen Student-Test zu scheuen bräuchte, lieferte den Schlüssel: Der sensible feline Baumbesetzer ist offenbar aus Horror vor dem kaninen Terror geflüchtet und hat sich vorsätzlich (!) im Baum verschanzt.

Und dann fiel es B. aus der Vogelkolonie wie Schuppen von den Augen: Es waren die Hunde, die in diesem Fall gar nicht vor die Hunde gingen, aber auf Distanz. Gingen die "treuen Freunde des Menschen" etwa ins ehemalige Fürsterzbistum stiften? Die "Haute-Volée des Chiens" freilich (ob das als "Salzburger Festspiele" durchgeht, ist fraglich); die unteren Zehntausend pilgern wieder einmal ins Wiener Umland. Dicht (mehr oder weniger) gefolgt (mehr oder weniger) von den Hundehaltern, deren Absichten hier von der Hauptstadtadministration (vulgo "Magistrat") augenscheinlich gänzlich miss(t)verstanden wurden.

Um seine Hypothese mit entsprechender Beweiskraft zu untermauern, schwang sich B. prompt auf sein Veloziped und unternahm eine Forschungsreise in den urbanen Dschungel des 1000er-Postleitzahlgebiets. Die Fülle der gesammelten Beweise lässt den Schluss zu, dass - dank beherzter Recherche - eines behavioristischen Paradigma Stern aufgegangen ist. Die amikale Koexistenz kaniner und humaner Lebewesen ist offenbar ein Mythos. Dutzendweise Menschen, die ihren ach so treuen Begleitern in Wahrheit sklavisch hinterherdackelten, während andere auf der einen Seite des Weges ihr Dasein fristeten wie der Stein an Prometheus' Fuß (der sich, selbstredend, auf der anderen Seite des Weges befand). Diese armen Kreaturen, hündisch geknechtet (und nein, ein Hündchen ist kein Kaninchen), legten Zeugnis ab für die Grundfalschheit der Annahme, dass der Hund der beste Freund des Menschen sei. In Wahrheit - amen, ich sage euch - in Wahrheit sind so manche kaninen Zeitgenossen klüger als ihre humanen Besitzer; sie wissen das auch auszunutzen und distanzieren sich entsprechend.

In der Folge wurde in einer ersten Auswertung dieser Beobachtungsreihe aufgestellt folgende Gleichung aufgestellt, die auch als kanine Distanzfunktion bezeichnet werden kann:

y = a[phI] + b[pkI] + c[gSF],

wobei y die Distanz Hund-Mensch in Metern beschreibt, [phI] die subjektiv wahrgenommene Intelligenz des Menschen, [pkI] die subjektiv wahrgenommene Intelligenz des Hundes und [gSF] den generellen-Semmelhund-Faktor. Die Koeffizienten a, b und c müssen noch iterativ bestimmt werden, daher auch kein Korrelationskoeffizient. Ist y negativ, befindet sich der Hund hinter dem Herrn, bei positivem y umgekehrt.

PS: Spaß beiseite: An alle Hundebesitzer: Wenn ihr euch auf einem gemeinsam genutzen Fußgänger-/Radweg befindet, tragt bitte Sorge, dass euer Heimtier (a) nach Möglichkeit an der kurzen Leine ist und (b), dass ihr, wenn ihr so eine einziehbare Leine habt, diese nicht quer über den Weg gespannt ist. (Es hängt nämlich nicht - so wie bei einem Abschleppseil - ein roter Wimpel dran.) Danke!

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